Die Verarbeitung

Verarbeitung mit traditionellen Techniken

... vom Kettensägen, Grünholzdrehen und Zweifachdrehen

Verarbeiten des Stammes

In einem ersten langwierigen Arbeitsgang wird der Stamm und interessante dickere Äste vor Ort zugeschnitten...
Ich entscheide von Stück zu Stück, wie ich den Block zuschneide. Meist wird er mit der Kettensäge schon komplett halbrund vorbereitet für das Einspannen in die Drehmaschine.
Welche Rissneigung liegt vor? Welche Eigenheiten - Zwiesel, Äste, Risse, Löcher, Hohlräume, Unförmigkeiten, Symmetrien/Asymmetrien, Spannungen, Morschheiten, Spannrückigkeiten, Wimmerwuchs-Effekte - werden zum Vorschein kommen, die Bearbeitung und Trocknung beeinflussen und das Aussehen bestimmen?

Nach dem Zuschnitt wird sehr zeitnah mindestens das "Hirnholz" mit einer Wachslösung eingestrichen, so dass beim sofortigen Einsetzen der Trocknung keine Rissigkeiten entstehen.
Diejenigen vorbereiteten Halbstämme, die mich am meisten faszinieren, kommen gleich mit in die Werkstatt und werden in die Drechselbank eingespannt oder sie kommen ins Werkstattlager für eine baldige Bearbeitung ...
Viele gehen noch bis zur endgültigen Verarbeitung in den Erdkeller. Dort ist es kühl und feucht, so dass das Holz nicht trocknet und reißt.

Das Drehen der Schale

An der Drechselmaschine eingespannt wird der Halbstamm dann mit traditionellen und modernen Werkzeugen und Techniken zu einer Schale gedreht/gedrechselt. Das "rund machen" eines unwuchtigen Baum-Blockes bis hin zu einer feinen Schale, die auch noch die Eigenheiten des Baumes zur Geltung bringt, ist eine wirklich faszinierende und alle Sinne in Beschlag nehmende Handlung. 

Beim Gang "vom Baum zur Schale" verwende ich zwei unterschiedliche Herangehensweisen:


Grünholzdrehen zu einer "dünnwandigen" Schale
Das nasse Holz lässt sich "butterweich" verarbeiten. Dünn genug gedreht (<10% Durchmesser) kann sich die Schale beim Trocknen wegen der dünnen Wandung "bewegen" – das Holz muss ja schwinden beim Trocknen – und hat genügend Spiel, um nicht zu reißen.
Heraus kommen nach der Trocknung wundervolle, "unrunde" Unikate; Je nach Baumart und Ausschnitt richtige Hingucker.
Trocknungsdauer: wenige Wochen oder Monate in dunkler Papiertüte.
Als Abschluss: Boden flach schleifen, Signatur, Feinschliff, Beschichtung aufbringen (BIO-Öl-Wachs Holzbalsam von HeliaCARE).

Video zum Thema Grünholzdrehen:
Elsbeere: Vom Baum zur Schale
hauchdünn und lichtdurchlässig

Zweifachdrehen: Eine runde Schale mit "vorgedrechseltem Rohling"
Aus einem Halbstamm wird ein "vorgedrechselter Rohling" erstellt. Dazu wird er an der Maschine rundgedreht und nur so viel ausgehöhlt, bis eine dicke Wandung bleibt, die auch noch bei großen Verformungen des Holzes bei der Trocknung genügend Spiel lässt, um danach noch eine normalwandige Schale daraus zu drehen. (10-15% des Schalendurchmessers)
Dieser vorgedrechselte Rohling geht auf Trockungs-"Zeitreise" und wird erst nach kompletter Trocknung (mehrere Monate) fertig gedrechselt.
Eventuell wird der Rohling vor der Trocknung noch mit Wachslösung vor dem Reißen geschützt.
Nach der Trocknung wird der jetzt verzogene Rohling in die Maschine eingespannt und wieder rund gedreht. Das Holz ist nun sehr hart im Vergleich zum grünen Holz.
Es verzieht sich auch nicht mehr beim Drehen. Die entstehende Schale wird nun kreisrund bleiben. 
Zum Abschluss kann der Feinschliff und die Endbeschichtung gleich noch an der Maschine erfolgen.

Wenn – nach einigen Wochen bis zu mehreren Jahren – die Rohlinge getrocknet sind, dann kann man aus ihnen formschöne Objekte kreieren, die sich nicht mehr verziehen und tatsächlich kreisrund bleiben.
Dadurch dass das Holz "nicht mehr arbeitet", werden auch Füllungen mit Epoxidharz oder Reinzinn/Lebensmittelzinn oder sogar Edelstein-Inlays möglich.

Seit 2023 habe ich die Möglichkeit solche Rohlinge im gepachteten „Schalenhäuschen“ nebenan zu lagern und zu trocknen.